Drei Tage Tanna

Blues zum Osterfest bestens besucht

Tanna (mk). Pünktlich zu Mitternacht gingen am vergangenen Freitag, besser Sonnabend, die Lichter an und die Endstufen wurden unter Spannung gestellt. Die alljährliche Ostermugge nahm ihren Lauf. Das 10. Mal fand dieses Drei-Tage-Fest nun statt und die Gäste kamen auch aus weit entfernten Orten.

Der Kuhstall wurde diesmal wieder seinem Ruf als Pilgerstätte für die „Bluesverrückten“ vollauf gerecht. Der Auftakt lag in den Händen des Trio East Blues Experience. Sie holten die Leute vom Hof und aus den Zelten. Sofort konnte man keine Stecknadel mehr zu Boden fallen lassen und Stimmung erreichte ganz schnell höchstes Niveau. Schmidt, Reznicek und Dehn brillierten einmal mehr, machten ihren Ruf als Spitzentrio dieser Genres alle Ehre. Schmidt der coole Gitarrist der lieber seine Saiten sprechen lässt, Reznicek der ewige Rebell am Bass und Dehn der vierarmige Schlagzeuger, sie ließen keine Wünsche aufkommen. Sie erfüllten diese bevor sie entstanden.

„Back Door“ bespielte danach ein bestens aufgelegtes Publikum. Ihnen gelang es nahtlos anzuknüpfen, wo East Blues sich verabschiedete. Holger Schmidt, der Keyboarder, griff mal wieder aus voller Lust ganz tief in die Tasten. Kein Titel ohne ihn. Man spürte förmlich, dass er voll in seinem Element war. Aber das galt für alle. Sven Vogel an der Gitarre, Andreas Ertel am Bass, Martin Scheer am Schlagzeug und natürlich Mario „Büffel“ Linke. Er kniete sich nicht nur sprichwörtlich hinter sein Mikro. Einfach gigantisch, wie sie für Stimmung bis in den Morgen sorgten. Die Zugaben wollten kaum ein Ende nehmen, so aufgeheizt war die Menge. Doch schon wenige Stunden später ging es weiter. Nachdem sich Kowa schon am Nachmittag warme Finger an seiner Gitarre zum Kaffeekonzert holte, ging er am Abend mit Feedback abermals auf die Bühne. Auch sie erfüllte als erste Band des Abends die Straßenfegerfunktion mit Bravour. Die Dresdener gehören zwar schon fast zum Tannaer Inventar, doch bringen sie ein ums andere mal die Menge auf trab. Duvallier, der Pfeife rauchende Bassist, und Marc, der Drummer, sorgen dabei für den genialen Rhythmus, zu dem sich dann Lutz „Kowa“ Kowalewski und Tino Schmitt an ihren saitenbezogenen Brettern auslassen können. Auch sie haben den Blues im Blut und forderten damit des Öfteren Applaus auf offener Szene heraus. Leider saß ihnen der Zeitplan im Nacken. So konnten sie nur einen Teil der geforderten Zugaben befriedigen. Mit einer Gallagher Session ging es weiter. Notausgang aus Nordhausen haben sich diesem einzigartigen irischen Bluesgitarristen mit Haut und Haar verschrieben. Rory zu covern ist ein recht schweres Unterfangen. Wie schwer es ist, den leider viel zu früh verstorbenen Herr der sechs Saiten, zu imitieren, merkte bald jeder im Kuhstall. Fast alle im Saal kannten die Titel, die da gespielt wurden. Mehr als eine Annäherung war es aber selten. Was sich im Original leicht und locker anhört, lässt selbst Könner am Instrument beim Nachspiel manchmal alt aussehen. Micha hatte diesen Part auch per Stimme. Letzteres klappte prima, aber die Klampfe war des Öfteren nur in Anlehnung an R. Gallagher gespielt. Doch das Publikum blieb sehr aufgeschlossen, gibt es kaum eine andere Band, die sich dieser Legende so intensiv widmet. Man feierte sie. „Going to my Hometown“ lässt sich wohl kaum mit den Händen in der Tasche hären, da geht eben einfach die Post ab. Steffen am Schlagzeug, Martin am Bass und Jens am E-Piano sind beste Besetzung für diese Instrumente. Auch sie wurden zur Zugabe gebeten, wenn auch nicht ganz so oft.

Den Abend, besser die Nacht, beschlossen Spejbl’s Helpers aus Pribram in Tschechien. AC/DC bis zum Abwinken und in guter Qualität überzeugten im Kuhstall. Sie waren mehr als nur gute Abrundung der Ostermugge 2002. Spät war es wieder geworden zur 10-Jahres-Fete in Tanna und für die ganz unverwüstlichen gab es Sonntagvormittag noch Blasmusik, eine mit Erinnerungscharakter.

© Matthias Kandt