Man konnte schon fast damit rechnen: In Tanna gab es über
die Osterfeiertage eine Dauerfete. Da am Karfreitag nichtchristliche Musik
in unserem Bundesland Aufführungsverbot hat, begann alles erst kurz
nach 24 Uhr. Wer das vorher wußte, kam dann auch etwas später,
hatte aber Mühe, sein Wägelchen zu parken. Tanna hatte seine
Einwohnerzahl zu diesem Zeitpunkt schon fast verfünffacht. Die Wiese
vor dem Kuhstall war mit Zelten zugebaut.
Doch hat die Organisation von Matthias Schleich auch
diesmal sehr gut funktioniert. So brauchte keiner mit Suchen seine Zeit
zu vergeuden und konnte sich schnell dem widmen, weswegen er gekommen war.
Am Anfang stand "Kleinow & ST", diesmal aber etwas erweitert.
Hinter den beiden saß ein Ex-"Engerling", Fred Schulz schaffte
sich am Schlagzeug. Allein dies machte das sonst als Duo spielende Grüppchen
so attraktiv. Da ging richtig was los in Sachen Blues.
Gleich danach standen die Männer von "Feedback"
auf der Bühne, was sie in dieser Besetzung schon seit '87 tun. Zwei
Gitarristen vom gleichen guten Kaliber, die sich nicht im Wege stehen,
sind immer ein Bonbon. So war es auch mit Ralf "Bombe" Bomberg und
Lutz "Kowa" Kowalewski. Ständig wurde der Grundrhythmus hin
und her geworfen, um Platz für einige solistische Riffs zu haben.
Da ging das Ohr auf, Blues-Rock allerbester Güte, und das am laufenden
Band.
"Feedback" hat damals
mit eigenen Stücken begonnen, zwischendurch fast nur noch gecovert,
um nun wieder mit Eigenständigem zu glänzen. "Auf dem Weg
nach Hause" ist nicht nur ein Titel, den man kaum vergessen kann -
ein mehrstimmiger Gitarrensatz und diese traumhafte Melodie werden das
verhindern - es ist das Motto, unter dem sie wieder spielen.
Harald du Bellier am Bass und Steffen Schaumann an den
Drums geben den beiden bei ihrer Saitenakrobatik dann auch den nötigen
Takt vor. Da Ralf zudem noch mit der Mundi hervorragend umgehen kann, wunderte
es keinen, das sich auch Bernd Meinow nochmals auf der Bühne einfand
und damit eine Bluessession lostrat, die erst im Morgengrauen ihr Ende
fand.
Nach ein paar Stunden Schlaf wurden die Verstärker
wieder hoch gefahren, die Scheinwerfer gezündet und weiter ging‘s.
"General Lee" aus Prag sorgte für
Vibrationen in den Boxentürmen. Auch diese Truppe steht bereits seit
'89 auf der Bühne, hat schon ein paar Fernsehproduktionen im Kasten
und seit '96 eine CD auf dem Markt. Dominik Wallenfels bringt mit seiner
rauchigen Stimme das richtige Feeling ein, um auch hin und wieder den beiden
Gitarristen Vit Havlicek, der auch komponiert, und Jirka Hrubes für
einige Sekunden den Wind aus den Saiten zu nehmen.
Ebenso wie bei "Feedback"
sind es die eigenen Titel in bester Blues-Rock-Tradition, die die Gruppe
so interessant machen. Wenn Vadav Rusicka sein Haupthaar den Baß-Steg
bedecken ließ, dann "ging die Post ab" und Olda Borovicka
bewegte seine Handgelenke mit den Schlagstöcken noch eine Idee flinker.
Die fünf Tschechen sind richtig gut und brachten den Kuhstall auf
Vordermann.
So hatte es "Kirsche" mit seiner Rio-Raiser-Coverband
"Junimond" nicht schwer, gleich ins Schwarze zu treffen. Andreas
Kirchner und dem Publikum scheint diese Ausschließlichkeit zu gefallen.
Ralf Ibem (key), Mario Zinke (b), Olaf Köhler (dr) und Klaus Müller
von Baczko (g) ziehen mit an diesem Strang und machen glauben, "Der König
von Deutschland" stünde selbst auf der Bühne.
So war es fast schon wieder Morgen, als dann endlich
"PlatVorm" auf der erhöhten Plattform
stand, und die Volksseele mit stark bearbeiteten Covern von "Who"
und anderen Gruppen dieser Zeit am Kochen hielt. Allem wurde ein massives
Mäntelchen aus Hard-Rock umgehängt, was den meisten Titeln gar
nicht schlecht bekam.
Die Gruppe um Tom Browsky, dem Sänger, gibt es nun
auch schon seit neun Jahren. In dieser Zeit haben sie allerhand probiert,
sind jetzt aber wieder am Ausgangspunkt, weil diese Musik nicht nur den
Leuten in Cottbus gefällt. Detlev Kotte (b), Michael Juri (g) und
Ulrich Ulbrich (dr) stehen ebenfalls voll hinter diesem Konzept, so daß
ihr Projekt, nach den 60er Jahren auch die 70er Diskozeit um "Boney
M." derart zu covern, auf jeden Fall von aufeinander Eingespielten
in Angriff genommen wird. Mit Sicherheit ist das ein ausgefallenes Projekt,
aber nicht uninteressant. Einige Kostproben gab es schon. So verhallte
der letzte Ton mit dem Hahnenschrei, au wei, au wei. Glück für
die, die nur zum Zelt mußten.