Verrückt, verrückt! Bei wenigen Grad über Null (oder waren's knapp unter Null?)
feierten ein paar hundert Leute in Tanna das Fest der Hasen und der Eier. Ostern in Tanna ist Kult und dagegen kann auch Petrus nichts machen.
Jedes Jahr heißt es hier von Karfreitag bis Sonntag (-morgen) Livebands, Party und natürlich anzelten. Letzteres ist dieses Jahr
aber irgendwie zur Herausforderung geworden. Nun gut, bei schönem Wetter kann jeder zelten! Und so motiviert machte man sich trotz Schneetreibens daran, die Nachtquartiere
herzurichten. Zelte nu aufgebaut, fertig! Und jetzt ging es zum gemütlichen Teil des Abends über: Bier trinken; Rauchen, am Lagerfeuer rumsitzen und
irgendwann später zu den Bands gehen. Tanna als "normales" Konzert zu betrachten, würde der Sache nicht wirklich entsprechen; es ist eher Trinken mit
Livemusik. Und so war es wieder ganz Tanna-typisch ein Fest des kollektiven Wegschießens.
Nichts desto trotz waren am Sonnabend mit Bordstein, Dr. Kinski und Backdoor drei ziemlich gute Combos am Start, die es nicht zu verpassen galt. Den Anfang machten Bordstein, bei denen man ohne rot zu werden denken konnte, dass Iggy Pop leibhaftig im Tannaer Kuhstall zu gegen war, nur ihr Erscheinungsbild erinnerte eher an ZZTop. Neben einigen Nummern des Grossmeisters gaben sie auch den Pearl Jam-Kracher "Wishlist" zum besten und mir blieb der Mund nur noch offen stehen! Die Rauschbärte füllten das Gemäuer mit Rockability und Festivalfeeling bis knapp unter die Decke. Die nächsten waren Dr. Kinski, eine der coolsten AC/DC-Coverbands, die ich je gesehen habe. Völlig strange Typen, die durchgeknallt eine AC/DC-Nummer nach der anderen rocken! Wahrscheinlich kann man nicht mehr nicht wie AC/DC aussehen als Dr. Kinski. Was für die Optik stimmt, gilt (natürlich) nicht für die Musik der Herren. High Voltage-Rock'n'Roll für alle Beteiligten. Die Schocktherapie der Kinskis knallte hart und groovy direkt ins Epizentrum des Eiertanzes. Kurzum, auf der Bühne waren exzellente Musiker und ein Sänger, der einmal wie Bon Scott, das andere mal wie Brian Johnson klang. Backdoor, Groitzschs beste Doors-Coverband der Welt, erwecken (besonders) in Tanna die alten Doors-Nummern zu neuem Leben. Mit Break On Through ging's los, und damit war auch gleich die Richtung für die nächsten Stunden vorgegeben. Angeheizt von Bordstein, Dr. Kinski und ein, zwei Bier verschmolzen die Leute, der Kuhstall, die Band und die Songs - fand ich. Das macht Laune, ein Ostern wie man es sich wünscht!
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