Knallharte Töne und Kirsche singt Rio Reiser

Das Osterwochenende gehörte im Tannaer Kuhstall der Musik - Fünf sympathische Bands hielten die Leute wach

Ein stückweit Kondition in Bein und Kopf brauchte es schon, wollte man das musikalische Osterwochenende im Kuhstall Tanna nicht nur überleben, sondern auch ganz wach genießen.

Vorschlafen, um durchzuhalten

Also zog es die Presse vor, als "Bernd Kleinow und S.T." und "Feedback" am Sonnabend als frühnächtliches Ensemble im Stall agierten, etwas Schlaf zu bunkern, um am Abend darauf vom bluesigen Anfang bis zum harten Ende ganz und gar bei der Sache zu sein. Eine sinnvolle Entscheidung, wie sich herausstellte. Denn der Kuhstall präsentierte mit "General Lee", "Junimond" und "PlatVorm" drei Kapellen, die einen angesichts der hohen Musikalität und vorgelegten Stimmungsmache voll forderten. Schon die Tschechenkapelle "General Lee" polierte die Noten so intensiv, daß man ihr den zelebrierten Blues und Rock im Südstaatenstil bereitwillig abkaufte. Der "Junimond" ging gleich danach auf und das im wahrsten Sinne. "Kirsche" und seine Musikerkollegen läuteten hier eine waschechte Sternstunde rund um Rio Reiser ein. Denn "Kirsche" sang Reiser, seine Co's musizierten akkurat als "Junimondkapelle" mit, und das alles taten sie zum ersten Mal. Da stimmte von der Intonation der Reiser-Hymnen bis zum letzten Zisch der Schlagzeugbecken alles. Eine saubere Sache, die man einfach nicht zerschreiben, sondern sich bei Gelegenheit einfach nochmal gönnen sollte. Exakt so müßte man es dann auch mit dem halten, was "PlatVorm" auf der Bühne vorlegte. "Was da immer so über uns geschrieben wird. Weißte, das interessiert uns eigentlich nicht.", erklärt Baßgitarrist und Bandmusiker der ersten Stunde, Detlef Kotte, zwischen einen Blick in den Garderobenspiegel und dem Gang auf die Bühne. Und spätestens nach den ersten Takten wußte man auch, warum. Denn das, was von "PlatVorm" kam, war - ohne Lobhudelei - einfach feinster, veredelter Hartrock, mit dem richtigen Druck und auf den Punkt gespielt. Am Ende war man wirklich "plat" und sagenhaft in "Vorm". Kompliment an die Herren und PS: Nun wurde doch etwas geschrieben.


© Sylvia Ehrenberg