OPEN AIR TANNA 2001

Der Kuhstall in Tanna ist einer der legendärsten Läden im Altenburger Land. Einmal im Monat gibt's hier Blues-Rock. Dazu kommen noch zwei Festivals; das eine ist zu Ostern und setzt somit den Startschuss für die alljährliche Open Air - Saison. Ende August, so ziemlich am Ende dieser Zeit, ist dann das Tanna - Open Air. In diesem Jahr waren unter anderem CÄSAR UND DIE SPIELER, MCB, MERCURY und ENGERLING die Zugpferde der Veranstaltung. Zum ersten Mal verlegte Chef MATTHIAS SCHLEICH das Konzert in den Innenhof des Kuhstalls; so konnten abwechselnd auf der Hauptbühne und "drinnen" Bands auf der Bühne stehen. Logistisch und zeitplanmäßig sicher eine clevere Entscheidung, dadurch ist aber auch das besondere des Open Airs zu einem ganzen Stück verloren gegangen. "Es war wie ein ganz normales Tanna", so eine Vielzahl der Leute im Resümee.
Vielleicht war das einer der Gründe, warum dieses Jahr in Tanna nicht so recht die Luft brennen wollte. Erstes Highlight waren am Freitag CÄSAR UND DIE SPIELER. CÄSAR, der einst, wer weiß das nicht, bei den Leipziger Rockern von Renft seine Karriere begann, ist schon seit einigen Jahren mit den Spielern unterwegs. Wie der Name vermuten lässt, werden musikalisch Folk und Mittelalterelemente mit den Rockklängen der letzten 30 Jahre vermengt. Dass Peter Gläser eine musikalische Geschichte hat, wird auch im Set nicht unter den Tisch gekehrt; so erklingen natürlich auch die alten Kracher von Renft, ohne dass man sich aber auf dem Erfolg früherer Tage ausruht. Mit eigenen neuen Songs, die auch nicht wie Renft oder Karussell klingen, unterhalten die Leipziger ihr Publikum.
Für mich Lust pur der Auftritt von MCB. Anfang der Achtziger formierte sie sich als Trio und donnerten von da an hauptsächlich mit Motörhead - Nummern durch die Clubs der DDR. Von den seinerzeit notwendigen und üblichen Covers abgesehen, produzierten sie aber auch eigene Titel wie die legendere Heavy Mörtel Mischmaschine oder Eisenmann oder Hexenjagd. Nach der Wende lösten sich MCB dann erst mal auf. Gitarrist und Sänger Sebastian Bauer ging dann kurz zu Monokel zurück, um bald darauf sich und seine Gittare in den Dienst bei Knorkator zu stellen, bei denen er auch heute noch ist. Mittlerweile gibt's auch MCB wieder; mit zwei Schlagzeugern bewaffnet werden nun hauptsächlich die eigenen Titel gespielt, wobei natürlich auch die Lemmy - Fraktion nicht zu kurz kommt. In Tanna konnten die zumeist älteren Semester nicht wirklich was mit dem Koch und seiner Heavy Mörtel Mischmaschine anfangen. Keine Ahnung warum nicht, aber ich fand's gut.
Zum zweiten Mal in Tanna beim Open Air sorgten MERCURY für königliche Stimmung. Zweifelsfrei haben sich die Herren mit Queen einer großen musikalischen Herausforderung gestellt. Aus dem riesigen Queen - Material hat man einfach die besten und rockigsten Songs genommen und bringt sie mit Bravur zum Klingen. Zwingt sich natürlich die Frage nach dem Gesang auf: Vorweg, Freddy wird immer unerreichbar bleiben, aber Sänger Bernd kommt der Sache verdammt nahe, obgleich ich ihn auch schon besser gehört habe.
Absoluter Favorit beim Tannaer Publikum waren am Samstag ENGERLING. Seit 25 Jahren gibt es die Blueser, und um ehrlich zu sein, bin ich noch ein bisschen jung, um da wirklich was drüber zu wissen, dem entsprechend auch das Durchschnittsalter der Konzertbesucher. In der DDR zu einer Legende gewachsen, haben sie noch immer eine treue Fangemeinde, die wie in alten Tagen zur Musik von ENGERLING feiert. Sehr gediegener Bluesrock, der eigenständig und glaubhaft rüberkommt. Bei mir war aber an der Stelle das Sandmännchen schon da gewesen, und ich gab ihm nach, um mit den Klängen von ENGERLING in meinem Zelt zu schlafen.
Als Zusammenfassung bleibt anzumerken, dass es eher ein mittelprächtiges OA war und die Hoffnung, im nächsten Jahr wieder auf dem Stoppelfeld feiern zu können.
JR


 
ENGERLING
MERCURY
CÄSAR
MCB - Mitte der 80'er